Leukämie: Mittwoch und Donnerstag

Meine Mutter blieb die erste Nacht bei mir im Doppelzimmer, wir haben aber beide schlecht geschlafen. Ich hatte Schmerzen von der Knochenmarkpunktion und an der Hand, wo eine Braunüle gesetzt worden war. Mit Schmerzmitteln und einer Tablette zur Beruhigung konnte ich dann doch wenige Stunden schlafen.

Der Mittwoch ging sehr schnell vorbei. Um 12 Uhr wurde ich auf die Intensivstation gebracht (bin in der Onkologie), wo die Braunüle durch einen Halsvenenkatheter ersetzt wurde. Seither tut mir das Schlucken ziemlich weh. Langsam wird es besser, aber Spaß macht es keinen. Danach ging es dann gleich noch zum Herzultraschall und danach musste ich in meinem Bett gefühlte Stunden auf den Krankentransport warten, der mich wieder aufs Zimmer bringen sollte. Ich musste auf Toilette, hatte Durst, mein Hals tat weh und meine Laune war auf dem Tiefpunkt. Wenigstens kamen mich noch mein Freund, meine Eltern und meine Schwestern besuchen.

Die Nacht war wieder die reinste Katastrophe. Irgendwann wachte ich auf und wollte mit dem Metallständer an dem meine Chemo und diverse andere Beutel hängen und der mein ständiger Begleiter ist, auf Toilette, blieb dabei mit einem Schlauch irgendwo hängen, riss so den Schlauch aus einem Beutel heraus und veranstaltete eine Riesensauerei, die die Schwester wegputzen musste. Geschlafen habe ich kaum, ich hatte Schmerzen und keine Lust mehr aufs Krankenhaus. Gegen Morgen wischte ich aus Versehen noch mein Glas vom Tisch und konnte danach mit nassem Schlafanzug ins nasse Bett kriechen.

Um 6 Uhr heute Morgen war ich wach, trödelte noch ein wenig rum, stand dann auf, zog mich an und putzte die Zähne, spülte mit der ekligen Flüssigkeit, die mich vor Infektionen im Mundraum bewahren soll und wartete aufs Frühstück. Um 8.15 Uhr bekam ich Gesellschaft im Krankenzimmer. Bisher war ich alleine und jetzt teile ich mir das Doppelzimmer mit einer sehr netten und sehr toleranten Dame.

Nach dem Frühstück wurde ich mit dem Rollstuhl zur Lungenfunktionsmessung gefahren, musste dort wieder ewig auf den Rücktransport warten und war dann endlich wieder im Zimmer, wo meine Eltern schon warteten. Der restliche Vormittag verging sehr schnell. Eine Psychologin sprach mit meinen Eltern und mir über die Umstände und anschließend setzte ich mich hin um endlich aufzuschreiben, was die letzten Tage alles passiert ist.

Mir geht es „den Umständen entsprechend“. Ich kann inzwischen wieder gut sitzen, der Halsvenenkatheter tut nicht mehr weh und alles was ich machen muss ist dazusitzen und die Chemotherapie über mich ergehen zu lassen. Ich habe die schlechten Neuigkeiten recht gut verkraftet – auch wenn es mich tierisch ärgert, dass ich die Abschlussprüfung nicht mitschreiben kann – und auch wenn es mir nicht so leicht fällt, mit dem ganzen klarzukommen könnte es mir schlechter gehen. Wovor ich Angst habe ist, dass mir in den nächsten Tagen die Haare ausgehen werden. Ich möchte eigentlich nicht wissen, wie ich mit Glatze aussehe. Aber auch darüber werde ich hinwegkommen. Ich hoffe einfach, dass sich mein Zustand nicht so sehr verschlechtert und ich meine gute Laune und positiven Gedanken nicht verliere.

5 Kommentare

  1. das liest sich echt krass… auch wenn ich dich eigentlich nich kenne, muss ich voll andich denken. hoffe das die chemo anspricht und so weiter, und du deine positive einstellung nich verlierst.
    ich glaub ich werd mich die nächste zeit erstmal nich über irgendwelche weh wehchen wie heuschnupfen etc. beschweren.
    wünsch dir gute besserung und das die tage im krankenhaus nich zu trist und langweilig sind.

    gruß jan-victor

  2. du hast mir gar nicht geantwortet :/ musste den ganzen tag an dich denken und mich zusammenreißen, um mich auch mal auf die arbeit zu konzentriern.
    ich wette du wirst ne hübsche glatzköpfige :] kann ich dich am we vom 14. – 16. mai mal besuchen kommen?

  3. Hallo Maike,

    ich arbeite seit einigen Jahren mit Deinem Vater in den unendlichen weiten des Internets zum Thema Mobilfunk, Handys und so weiter und so weiter zusammen. Falls Du mal eine Frage zu Handys hast, die Dein Vater nicht beantworten kann (glaub ich zwar eigentlich nicht, aber vielleicht gibts doch eine), stell sie mir einfach :-)

    Ich habe selbst eine Tochter (ist gerade 1,5 Jahre alt geworden) und ich drücke Dir alle Daumen und was man sonst so drücken kann.

    Ich denke, wenn Du allen Mut und alle Kraft zusammen nimmst, dann kannst und wirst Du gewinnen! In Dir, in jedem Menschen steckt viel mehr Potenzial , als man gemeinhin weiß.

    Alles Gute
    Henning Gajek

  4. Hi Maike,

    auch wenn wir uns gar nicht persönlich kennen, hat Uwe so oft in all den Jahren von Dir erzählt. Wir waren alle sehr berührt von dem was Dir passiert ist.

    Ich sende Dir alle positive Energie, die wir haben!

    Sei behütet auf deinem herben Weg

    Herzlichst
    Thomas

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