Tag #4, die Zusammenfassung.

Zunächst einmal möchte ich mich für all die lieben Nachrichten bedanken, die mich im Laufe eines Tages so erreicht haben. Ich bin ganz gerührt von so viel Anteilnahme. Und glaubt mir, das macht alles so viel einfacher! Danke, danke, danke! Bedanken möchte ich mich auch bei Annik Rubens, die mir auf ihrem Blog zu „Schlaflos in München“ tatsächlich einen ganzen Beitrag gewidmet hat.

♥♥♥

Gestern Abend habe ich Fieber bekommen. 38,5°C. Die nette Krankenschwester hat mir widerlich nach Penicillin schmeckendes Zeug gegeben um das Fieber zu senken und die Kopfschmerzen zu vertreiben, was auch gut funktioniert hat. Germany’s Next Topmodel konnte ich trotzdem nicht anschauen – ich hätte in den Aufenthaltsraum gehen müssen, weil mein Fernseher nicht funktioniert hat und das wollte ich dann doch nicht. Es folgte eine weitere unruhige Nacht, wenn auch schon weniger unruhig als die vorigen. Da ich ziemlich geräuschempfindlich bin habe ich mit Oropax geschlafen. Ich hatte zuerst Angst, dass dann niemand mitbekommt, wann meine Chemo gewechselt werden muss (immer ein neuer Beutel um ca. 1 Uhr nachts) und hab Panik geschoben, was aber unbegründet war, weil ich das Piepsen des Infusomats auch mit Oropax nicht überhören konnte…

Um ca. 5.30 Uhr kommt die Nachtschwester immer das letzte Mal und bringt die Medikamente für den Tag. Also war ich ab 5.30 wach. Die Zeit zwischen aufwachen und Frühstück vergeht immer am langsamsten. Gegessen wird hier um ca. 8 Uhr, dann 12 Uhr und 17 Uhr. Der Zeitraum zwischen 17 Uhr und 8 Uhr ist im Gegensatz zu den Zeiträumen zwischen den anderen Mahlzeiten fast unverschämt lang und ich sitze jeden Morgen mit knurrendem Magen da und bin bereit, den Nächstbesten anzufallen ;)

Meine Mama kam heute morgen auch wieder. Etwas Lustiges ist auch passiert: Der Oberarzt kam um 10.10 Uhr in unser Zimmer und fragte, ob ein paar Ärzte im Praxisjahr mir ein paar Fragen stellen dürften, was ich natürlich bejahte. Die vier jungen Damen fragten also, weshalb ich zum Arzt gegangen war und welche Symptome ich gehabt habe, schauten meine Petechien höchst interessiert an und kamen zu dem Schluss, dass ich ca. 4 unterschiedliche Krankheiten haben könnte. Von den Symptomen her. Und ich habe natürlich die Leukämie erwischt. Ganz großes Tennis.

Um 10.30 Uhr gings dann mit Mama in die Radiologie, weil die Ärzte meine Lunge röntgen wollten um wer weiß was auszuschließen, was ich wegen des Fiebers hätte haben können. In der Radiologie angekommen durfte ich also „den Oberkörper freimachen“ und mich stehend an eine Platte an der Wand kuscheln, die Arme seltsam abspreizen und die Luft anhalten, während die Aufnahmen gemacht wurden. Der Ausflug in die Radiologie dauerte nur knapp 15 Minuten. Aber auch nur, weil ich laufen durfte und so nicht auf den Krankentransport angewiesen war, auf den man gut und gerne mal eine halbe Stunde warten darf.

Ich war heute den ganzen Vormittag tierisch müde und um 13 Uhr hat sich das Fieber auch wieder zurück gemeldet. Ich habe zeitweise gefroren und dann wieder geschwitzt wie in der Sauna, hab versucht zu schlafen und war einfach nur total fertig.

Um 14.20 Uhr kam mich meine Kollegin besuchen, die mir aufgrund der Krankheit nun ja noch länger erhalten bleibt :) aber leider war ich so kaputt, dass sie um 14.45 Uhr schon wieder gegangen ist. Ich habe mich noch mal hingelegt und total verpasst, dass die Schwester mir einen weiteren Beutel angehängt hat. Ich hatte zuvor noch mal das widerlich schmeckende Zeug nehmen müssen und tatsächlich ging es mir dann besser als um… erm… 16 Uhr (?) der Freund zu Besuch kam.

Ich habe von der Krankenschwester eine „Patienteninformation zu Leukopenie und Thrombopenie“ bekommen, in der tausend Dinge stehen, die ich in den nächsten Tagen und Wochen beachten muss. Ich darf übrigens keine Nüsse, Rosinen, Mayonnaise und Rohkost essen (außer Obst, das sich schälen lässt). Ein Schildchen, auf dem steht, dass man sich mir nur noch mit Mundschutz nähern darf hängt jetzt auch an meinem Metalldings.

Was ich alles beachten soll macht mir schon ein wenig Angst, so viel kann ich falsch machen und fast alles könnte schlimme Folgen haben. Ich geb einfach mein Bestes und hoffe, dass das genügt.

Heute habe ich nicht mehr viel vor. Da mein Telefon ausgetauscht wurde (mit dem man auch den Fernseher bedient) funktioniert nun der Fernseher und vielleicht kommt heute ja etwas Sehenswertes. Mein Plan ist, so lange wie möglich wach zu bleiben um dann so müde zu sein, dass ich hoffentlich endlich einmal gut durchschlafen kann. Klappt eh nicht, weiß ich jetzt schon, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt :)

10 Kommentare

  1. Hey maike,
    ich denk oft an dich und wünsch mir einfach nur, dass es dir so schnell wie nur möglich wieder besser geht …
    Des mit dem mundschutzschild is ja scho weng erniedrigend^^
    ich finds super, dass du so positiv eingestellt bist; des mit dem essen usw. schaffst du :)
    ich wünsch dir ne gute nacht und hoff du kannst bis morgen zum frühstück durchschlafen :)
    viele liebe grüße
    sandra aus deiner berufschulklasse :)

  2. Liebe Maike, es war schön dich heut, auch wenn nur kurz, gesehen zu haben. Ich wünsch Dir viel Kraft für die kommende Zeit und ich bin mir sicher, dass du das schaffst und mich bald wieder in der Arbeit zu unterstützen. Vermiss dich nämlich, es ist so schrecklich langweilig, allein im Büro zu sitzen :-( Ich meld mich so oft ich kann und besuchen werd ich dich auch öfters, wenn du dass willst. Ich hoffe du kannst deinen Geburtstag morgen trotzdem ein bisschen mit deiner Familie genießen! Ganz liebe grüße Julia

  3. Schön :-) aber ich bin jetzt auch nicht davon ausgegangen, dass du top fit bist. Ich hoffe das Geschenk für morgen gefällt dir. Kenn mich da ja nicht so aus ;-)

  4. Also ich als Krankenhaus-Laie versteh nie, warum man die Kranken nicht schlafen lässt? Meine Mama hat mich immer ins Bett gepackt und darauf geachtet, dass ich möglichst lange und tief schlafe, damit der Körper seine Ruhe hat. Und im Krankenhaus wird man immer so fies früh geweckt und nachts der Beutel gewechselt? Finde ich idiotisch. Ich bin der Meinung, dass gutes Essen (wie ist das eigentlich bei Dir?) und Ruhe bei vielen Fällen einiges bringen würden… Aber wahrscheinlich haben Mediziner herausgefunden, dass Kranke absichtlich schneller gesund werden, um daheim endlich mal wieder länger schlafen zu dürfen… ;-)

  5. Hi Maike!
    Ich war echt geschockt, als ich vor kurzem deinen Status bei Fecebook gelesen habe und das hat mich auch nicht mehr losgelassen. Jetzt bin ich auf diese Seite gestoßen und find das einfach nur bewundernswert wie du mit dieser doch nicht alltäglichen und leicht zu verkraftenden Diagnose umgehst!! Ich wünsche dir ganz ganz viel Kraft für die kommende Zeit. Du schaffst das und wirst die Krankheit besiegen!
    ,,Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!“
    Gib nie auf. Dein alter Schulkollege Raphael

  6. hey maike,
    ich wünsche dir ganz viel kraft bei deinem kampf gegen die leukämie!

    „Hoffnung ist die Zuversicht, dass die Dinge besser werden. Sie ist die Ursache, nicht aufzugeben, sogar wenn unser Leben verloren erscheint“.

    Deswegen gibt nicht auf, sondern sei stark! Du schaffst das!!
    Ich denk ganz fest an dich!

  7. cordula link-isenmanm 5. September 2018 um 19:55 Antworten

    Ein fantastischer bericht. Ergreifend. Ich bin in einer total schwierigen lebenssituation. Der bericht zeigt mir, was ein mensch aushalten kann und was mit tapferkeit alles geht im leben.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.